Botanischer Name: Fagus sylvatica L.
Synonyme: Buche
Verwandtschaft: Auch wenn es die deutschen Namen andeuten – die Rotbuche ist nicht näher mit der Weiß- oder Hainbuche verwandt. Ihre nächsten Verwandten aus der Familie Buchengewächse (Fagaceae) sind die Gattungen Eiche (Quercus) und Ess-Kastanie (Castanea).
Größe: einzeln bis 30 m, im dichten Wald bis 45 m hoch; Stammdurchmesser bis 2 m
Alter: normal bis 300 Jahre, maximal über 500 Jahre
Rotbuche. Links: Details (Zeichnung: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland,
Österreich und der Schweiz, Gera 1885), Mitte: Buchenwald (Foto: Darkone; Bildquelle beide:
Wikipedia), rechts: Rotbuche im Herbstlaub (Foto: Uwe Kunick)
Die sehr junge Rinde der Rotbuche ist zunächst dunkel grünlich bis schwarz und glatt, wird aber schon nach wenigen Wochen heller. Im Gegensatz zu den meisten heimischen Bäumen wächst die Rinde mit und bleibt bis in hohe Alter selbst am Stamm dünn, glatt und silbrig grau. Nur am Stammfuß sehr alter Buchen wird sie dann etwas rissiger und dicker. Die Narben verlorener Äste bleiben oft über Jahrzehnte sichtbar.
Die Blätter der Buche sind eiförmig und am Ende zugespitzt, oben dunkelgrün und glatt und unten deutlich heller und sehr fein behaart. Der Blattrand ist glatt bis fein gezähnt und oft wellig. Sie sind 7 – 10 cm lang und 4 – 5 cm breit, der fein behaarte Stiel ist 10 – 15 mm lang. Im Herbst zeigen sie ein beeindruckendes Farbenspiel. Durch Rückführung des Chlorophylls und weiterer wertvoller Inhaltsstoffe werden die dunkelgrünen Blätter zunächst blass gelb, dann leuchtend orangerot und schließlich rotbraun. Zeitweise kann man alle diese Farben gleichzeitig an verschiedenen Ästen der selben Buche sehen (siehe Foto oben rechts). Mit dem Abwurf lässt sich die Buche Zeit; einzelne braune Blätter bleiben bis ins nächste Frühjahr am Baum.
Buchenblätter im Herbst. Links: Frühes Stadium: Das Chlorophyll fließt durch die Adern zurück in den verholzten Teil und hinterlässt ein gelbes Blatt. Rechts: Späteres Stadium: Vom Chlorophyll sind nur noch Reste erkennbar, und in den Blättern entwickeln sich zunehmend rötliche und rotbraune Farbtöne. Beide Fotos: Uwe Kunick
Rotbuchen blühen ab einem Alter von 30 – 50 Jahren. Die Blüten der Rotbuche entwickeln sich im April bis Mai gleichzeitig mit der Blattentfaltung als separate männliche und weibliche
Blütenstände und werden durch den Wind bestäubt. Die kleinen weiblichen Blüten stehen aufrecht und tragen jeweils 3 rosafarbene Narben, um den Pollen einzufangen. Die grünlichen männlichen Blüten sind 3 – 5 cm lang und hängen in Büscheln herab.
Die befruchteten weiblichen Blüten reifen im Sommer zu etwa 3 bis 7 cm langen stachelig
behaarten Fruchtständen heran. Sie enthalten jeweils 2 dreikantige rotbraune Nüsschen, die
Bucheckern. Wenn die Bucheckern reif sind, öffnet sich der aus 4 Teilen bestehende Fruchtstand und entlässt die Bucheckern. Diese sind eine beliebte Nahrung für Mäuse, Eichhörnchen, Vögel und Wildschweine. Dadurch verliert die Buche zwar einen guten Teil ihrer Samen, aber sie werden so auch verbreitet. Denn viele Mäuse und Eichhörnchen vergessen ihre als Wintervorrat vergrabenen Bucheckern, die dann im Frühjahr auskeimen. Die Zahl der reifenden Früchte schwankt jährlich. In unregelmäßigen Abständen produziert die Buche besonders viele Bucheckern (Mastjahre), damit genügend Samen bis zur Keimung übrig bleiben. In den Jahren dazwischen gibt es deutlich weniger Bucheckern, damit sich der Baum erholen kann und sich die Samenfresser nicht zu stark vermehren.
Links: Buchenzweig im Frühling mit noch unreifen Früchten (Foto: Uwe Kunick am 23. 5. 2014) Rechts: reife Bucheckern (Foto: Gerhard Elsner, Quelle: Wikipedia)
Vorkommen: Die Rotbuche ist weit verbreitet in den mittleren Breiten von West-, Mittel- und
Südost-Europa. Sie ist eine Charakterart (Zeigerart) für euozeanisches bis subozeanisches Klima und benötigt mindestens 650 mm Jahresniederschlag und 8 °C Jahresmitteltemperatur. Weiter östlich im subkontinentalen Klima gedeiht sie nicht mehr. Buchen wachsen von der Ebene bis rund 1500 m hoch in den Alpen. Sie mögen mäßig feuchte Böden; Staunässe vertragen sie ebenso schlecht wie längere Dürreperioden. In deutschen Wäldern ist die Rotbuche heute der häufigste Laubbaum; sie bedeckt 1,68 Millionen Hektar und damit 15,4 % unserer gesamten Waldfläche. Oder anders ausgedrückt bedecken die Buchenwälder in Deutschland 16.800 km² und damit mehr als die gesamte Landesfläche von Thüringen. Außer natürlich in Wäldern findet man Buchen auch oft gepflanzt in Parks und Friedhöfen, teilweise auch als Buchenhecke in Parks und Gärten.
Links: Natürliche Verbreitung der Rotbuche in Europa (braun: erst seit dem 6. - 11. Jh.; Grafik: Tatiana Ivanova), rechts: typisches Rotbuchenholz (Foto: Philipp Zinger; Quelle: beide Wikipedia)
Das Holz der Rotbuche ist hell, meist leicht rötlich, manchmal ist das Kernholz deutlich dunkler rotbraun („Kernbuche“). Es ist feinporig, meist gleichmäßig fein gemasert und hart, aber gut zu bearbeiten. Das heute sehr beliebte Buchenholz erfuhr lange Zeit nur wenig Interesse, weil das Holz von Eichen für viele Zwecke besser geeignet war. Buchenholz ist zwar hart, aber besonders im Außenbereich nur wenig dauerhaft, und so wurde es früher oft einfach nur als Feuerholz verheizt. Erst im frühen 20. Jahrhundert wuchs das Interesse am Buchenholz. Durch Imprägnierung mit TeerÖl wurden z. B. auch Buchenholz-Eisenbahnschwellen haltbar, außerdem wurden damals noch viele Gebrauchsgegenstände aus Buchenholz hergestellt wie Waschtröge, Wäscheklammern, Bürsten und Kochlöffel. Für diese Anwendungen gibt es mittlerweile modernere Werkstoffe. Heute wird Buchenholz wegen seiner feinen gleichmäßigen Maserung (siehe Foto oben rechts) gern für Möbel und Furniere verwendet, wegen seiner großen Härte auch für Parkett und Holztreppen sowie für Kegelbahnen. Weniger attraktiv gewachsene oder gemaserte Stücke finden vielseitigen Einsatz als sogenanntes Industrieholz zur Herstellung von Span- und Faserplatten und als Ausgangsstoff zur Gewinnung von Zellstoff und Textilfasern wie Viskose und Lyocell (Tencel).
Vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit wurden ganze Buchenwälder für die Glasherstellung
abgeholzt und später meist nur mit Fichtenmonokulturen aufgeforstet. Zwei Teile Buchenasche
(Pottasche) und 1 Teil Quarzsand ergab das sogenannte grüne Waldglas. Für 100 kg reine Pottasche (Kaliumkarbonat) verfeuerten die Glaser 200 m³ Holz, und weitere 100 m³ waren für die Holzkohle nötig, um diese Menge zusammen mit dem Quarzsand zu Glas zu schmelzen. Für beide Zwecke wurde meist Buchenholz verwendet.
Zur Gestaltung von Parks und Landschaftsgärten stehen heute mehrere auffällige Zuchtformen der Rotbuche zur Verfügung. Die beiden häufigsten Formen sind:
Blutbuche (Fagus sylvatica forma purpurea): Blätter düster rot statt grün
Trauer- oder Hängebuche (Fagus sylvatica forma pendula): kleinwüchsig mit zahlreichen stark herunter hängenden Zweigen
Es gibt auch Exemplare, die beide Mutationen zeigen. Ein solches steht z. B. im Senftenberger Tierpark.
Eine Verwechslungsgefahr besteht nicht. Die Rotbuche ist die einzige echte Buche in
Mitteleuropa, und bereits durch ihre bis ins hohe Alter glatte silbergraue Rinde sehr gut erkennbar. Auch ihre Dreikantigen Früchte und ihre Herbstfärbung unterscheiden sie deutlich von anderen heimischen Bäumen.
Buche und Jahreszeiten: Links: ältere Buche im Herbst am Großen Schlossteich Senftenberg (Foto: 13. 11. 2019 Uwe Kunick),
rechts: 30-jährige Buche im Frühling (Foto: Willow, Quelle: Wikipedia)