Botanischer Name: Quercus robur L.
Synonyme: Sommereiche, „Deutsche Eiche“
Größe: 20 bis 40 m hoch, Stammumfang: im Wald bis 3 m, einzeln bis 8 m und mehr
Alter: 500 – 1000 Jahre, ausnahmsweise bis 1400 Jahre
Stieleiche Quercus robur. Links: Details (Grafik: Tafel 31 aus Johann Georg Sturm „Deutschlands Flora in Abbildungen“ 1796), Mitte: eine der „Ivenacker Eichen“ mit ca. 35,50 m Höhe und 3,50 m Stammdurchmesser im Sommer (Foto: anonym), rechts: Stieleiche in Viktring bei Klagenfurt im Winter (Foto: Johann Jaritz, Quelle: alle Wikipedia)
Die Rinde am Stamm der Stieleiche ist zunächst glatt, grau-grün und schwach glänzend. Später entwickelt sich daraus eine dicke, tief längsrissige graubraune Borke mit zahlreichen
unregelmäßigen Längswülsten.
Die ledrigen Blätter der Stieleiche sind etwa 10 – 15 cm lang und oberseits dunkel grün und
glänzend, auf der Unterseite etwas heller und matter. Der Blattstiel ist sehr kurz und durch
herabhängende Lappen der Blattspreite („Öhrchen“) nur schwer erkennbar. Die Blattspreite ist
durch tiefe runde Buchten rechts und links in 5 – 6 abgerundete Lappen geteilt. Der Blattrand ist glatt. Die Herbstfärbung der Stieleiche ist wenig spektakulär. Die grünen Blätter werden erst gelb und dann gelbbraun bis rotbraun. Die Umfärbung erfolgt jedoch nicht einheitlich, so dass die meisten Herbstblätter zahlreiche unregelmäßige Flecken in mehreren unterschiedlichen Farbtönen aufweisen (siehe dazu Fotos „Stieleichenlaub in … Herbstfärbung“ weiter unten).
Die Stieleiche entfaltet ihre Blüten zusammen mit den jungen Blättern im April bis Mai. Die
männlichen Blüten sind lang herabhängende gelbgrüne Kätzchen, vollreife Pollenkörner färben sich schwärzlich. Die weiblichen Blüten sind dagegen unscheinbare ca. 2 mm kleine grüne bis leicht rotbräunliche Kugeln, von denen je 2 – 5 am Ende der bereits angelegten Fruchtstiele sitzen. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Aus den befruchteten weiblichen Blüten reifen rund 3,5 cm lange schlanke glänzend braune Eicheln, die an 3 – 6 cm langen dünnen Stielen in einem kleinen „Hut“ oder Becher sitzen. Die langen Fruchtstiele haben der Stieleiche zu ihrem deutschen Namen verholfen. Die Stieleiche bildet erst mit rund 60 Jahren erstmals keimfähige Eicheln aus.
Stieleiche: Links männliche und weibliche Blüten und frisches Laub (29. 04. 2015), rechts unreife Eicheln mit den typischen langen Stielen und gerade beginnender Gelbfärbung der ersten Blätter (07. 09. 2015; beide Fotos: Uwe Kunick)
Vorkommen: Die Stieleiche ist in Europa die am weitesten verbreitete Eichenart. Man findet sie in fast ganz Europa außer hoch im Norden, im äußersten Süden und in Höhenlagen über 1000 m. Neben natürlichen Laub- und Mischwäldern wächst sie auch in anthropogen geprägten Wäldern (z.B. mittelalterlichen Hutewäldern). Auch als Blickfang in Parks und Landschaftsgärten oder als Alleebaum sind die imposanten und im Alter oft bizarren und knorrigen Stieleichen oft zu sehen. Viele ältere Stieleichen im Siedlungsbereich sind heute als „Naturdenkmal“ besonders geschützt.
Natürliche Verbreitung der Stieleiche (Grafik: „Borch3kawki“, Quelle: Wikipedia)
Die Stieleiche hat traditionell eine große wirtschaftliche Bedeutung. Ihr Holz ist hart, schwer, zäh und sehr dauerhaft und lässt sich gut bearbeiten. Es wird vielseitig verwendet als Bauholz (auch im Wasserbau), für Eisenbahnschwellen und Pfähle. Im Innenausbau nutzt man es für Parkett, Treppen und hochwertige Möbel. Schön gemaserte Stücke werden als Furnier verwendet. Früher war es ein wichtiges Material für den Schiffbau, und viele der weltbekannten Bauten von Venedig stehen heute noch auf Eichenholzpfählen. Außerdem werden Eichenfässer bis heute zur Reifung von Spirituosen benutzt, denn erst durch daraus herausgelöste Stoffe bekommen die ihren typischen „Charakter“ wie Farbe, Aroma und Geschmack. Minderwertige Stücke und Abfälle lassen sich immer noch als Brennholz in Ofen und Kamin nutzen, denn Eichenholz hat einen hohen Heizwert.
Neben dem Holz wurden und werden auch noch andere Teile der Stieleiche wirtschaftlich genutzt. Die Eicheln sind in einigen Gegenden bis heute ein beliebtes Mastfutter für Schweine und sollen dem Schinken einen besonderen Geschmack verleihen. Für Rinder und Pferde sind Eicheln allerdings als Futter unverträglich. Die Rinde der Eichen ist reich an Gerbstoffen und wurde früher zum Gerben von Leder verwendet. Auch im aktuellen europäischen Arzneimittelbuch wird Eichenrinde (Quercus cortex) noch als antiseptisches Mittel zur äußeren Anwendung bei Entzündungen von Haut und Schleimhäuten und zur inneren Anwendung bei unklarem akuten Durchfall aufgelistet.
Stieleichenlaub in verschiedenen Stadien der Herbstfärbung am 20. 10. 2012
(Fotos: Uwe Kunick)
Verwechslungsgefahr: Der Stieleiche recht ähnlich ist die heimische Traubeneiche Quercus
petraea. Bei ihr wachsen aber die Eicheln wie es der Name andeutet eng zusammen in kleinen Trauben mit einem nur kurzen Stiel. Auch die ähnlich gebauten Blätter sind bei genauem Hinsehen deutlich unterscheidbar. Die Blätter der Traubeneiche sind viel regelmäßiger und symmetrischer gebaut als die der Stieleiche, sie haben keine „Öhrchen“ und einen deutlich erkennbaren Blattstiel. Stilisierte Traubeneichenblätter findet man z. B. auf deutschen Münzen, Wappen und Uniformen.
Zum Vergleich: Traubeneiche Quercus petraea mit regelmäßigen Blättern (links, 07. 05. 2011) und mit Traube von unreifen Früchten (rechts, 12. 08. 2013). Beide Fotos: Uwe Kunick