Bäume im Schlosspark:

(11) Pyramidenpappel

Botanischer Name: Populus nigra „Italica“ MUENCHH.

Synonyme: Säulenpappel, Spitzpappel, Italienische Pappel

 

Größe: meist 25 bis 30 m, maximal 40 m

Alter: rund 100 Jahre

Schwarzpappel. Links: Details aus Köhlers Medizinalpflanzen (1883 – 1914), Blatt unten links

Schwarzpappel, unten rechts Pyramidenpappel; Mitte: Details aus Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz (Gera 1885; Quelle beide: Wikipedia); rechts Wuchsvergleich von Pyramidenpappel und gewöhnlicher Schwarzpappel (Quelle: Yumpu.de)

Besonderes: Die Pyramidenpappel ist keine selbständige Baumart, sondern eine durch Züchtung seit Jahrhunderten bewahrte Mutation der Schwarzpappel Populus nigra. Ihr Ursprung liegt im Dunkel der Geschichte, Botaniker vermuten ihn in Persien oder Turkestan. In Italien wurde sie bereits vor 1745 kultiviert, und von dort aus gelangte sie dann 1765 als „Italienische Pappel“ auch nach Deutschland. Die ersten Exemplare wurden in Leipzig gepflanzt. Von der „normalen“ Schwarzpappel unterscheidet sie sich schon auf den ersten Blick durch ihren Wuchs: sämtliche Äste wachsen steil bis senkrecht nach oben, biegen sich dann oft nach innen zum Stamm und erzeugen so eine sehr schmale säulen- bis spindelförmige Krone, die auch bei alten Exemplaren kaum breiter als 3 – 5 m wird. Eine weitere Besonderheit ist ihr zumindest im jüngeren Jahren ungewöhnlich

rasches Höhenwachstum von 1 – 2 m pro Jahr. Ihr rasches Wachstum bezahlt die Pyramidenpappel allerdings mit einer eher kurzen Lebensdauer. Junge Exemplare sind zwar sehr elastisch und vertragen auch Stürme, aber mit zunehmendem Alter wird ihr weiches Holz starr und spröde, und schon bei mäßigem Wind können größere Äste aus der Krone brechen. In den Wunden breitet sich oft Stammfäule bis hin zur Wurzel aus, die den ganzen Baum brüchig macht. Ihre Wurzeln breiten sich dicht unter der Erdoberfläche nach allen Seiten etwa so weit vom Stamm aus, wie die Pappel hoch ist. Dabei wird oft auch der Belag von Straßen und Gehwegen angehoben und beschädigt. Eine weitere Besonderheit der Pyramidenpappel ist, dass alle Bäume rein männlich sind; sie werden im Gartenbau in mehreren Klon-Linien asexuell vermehrt, z. B. durch die Anzucht von Stecklingen oder von Wurzel-Ausschlägen.

 

Der Stamm der Pyramidenpappel trägt eine grobe graubraune Borke mit krummen bis x-förmigen Längswülsten.

 

Die etwas dreieckigen Blätter der Pyramidenpappel sind dunkelgrün und glänzend und bleiben etwas kleiner und schmaler als die der normal wachsenden Schwarzpappel. Im Herbst färben sie sich goldgelb und fallen dann ab.

 

Die Stammform Schwarzpappel ist zweihäusig, das heißt es gibt rein männliche und rein weibliche Bäume. Die daraus kultivierte Pyramidenpappel stammt von männlichen Exemplaren ab und trägt deshalb auch nur männliche Blüten. Diese entfalten sich im April zu bis 12 cm langen schlaff herab hängenden Kätzchen. Die Pollen in den Staubblättern sind zunächst purpurrot und färben sich bei Reife schwarz. Der Pollen wird vom Wind verbreitet. Weibliche Schwarzpappeln tragen lockere gelbgrüne Kätzchen; bei der „Italienischen Pappel“ findet man sie aber nicht. Deshalb bilden Pyramidenpappeln auch keine Samen aus.

 

Vorkommen: Die Schwarzpappel ist weit verbreitet in den gemäßigten Breiten Europas und Asiens und wächst gern entlang großer Flüsse, im Osten bis zum Jenissej. Reinrassige Schwarzpappeln sind aber inzwischen bei uns sehr selten, weil die Art oft von der sehr ähnlichen Bastard-Schwarzpappel oder Kanadischen Pappel Populus × canadensis verdrängt wird. Die Pyramidenpappel hat als Zuchtform kein ursprüngliches natürliches Verbreitungsgebiet. Heute findet man sie aber weit verbreitet als Park- und Alleebaum in Mitteleuropa.

Natürliche Vorkommen der Schwarzpappel in Europa. Grafik: Gerhard Huber, Quelle: Bayrische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.

Pyramidenpappeln im Wechsel der Jahreszeiten. Links: Winter (Foto: Marian Szengel), Mitte:

Sommer (Foto: Friedrich Böhringer; Quelle beide: Wikipedia), rechts: Herbst (Foto: Flora Press)

Die wirtschaftliche Bedeutung der Pyramidenpappel ergibt sich vor allem aus ihrem für Bäume dieser Größe ungewöhnlich raschen Wachstum (siehe oben). Ihr Holz ist weich und leicht zu bearbeiten, aber nicht sehr dauerhaft. Es ist deshalb vor allem bei Künstlern sehr begehrt zum Schnitzen von Skulpturen und Reliefs. Industriell nutzt man das Pappelholz für Rund- und Kanthölzer, Spanplatten und Spanholz-Formteile. Ein bedeutender Teil wird auch meist in Form von Pellets und Hackschnitzeln zur Gewinnung von Strom oder Wärme verbrannt.

 

Waldbesitzer und auch Landwirte pflanzen die Pyramidenpappel vor allem dann, wenn sie

möglichst schnell ökonomisch nutzbare Holzerträge erzielen wollen (Kurzumtriebsplantagen).

Früher wurden damit auch gerodete Auwälder aufgeforstet, was allerdings aus ökologischer Sicht nur ein recht minderwertiger Ersatz war. Bauern nutzen ihr rasches Wachstum und ihre Höhe z. B. für die Anlage von Windschutzstreifen, um die Winderosion auf großen Ackerflächen zu reduzieren. Durch ihren hohen und schlanken Wuchs sind Pyramidenpappeln auch ein beliebter Zierbaum in Parks und an Straßen, wo sie weithin erkennbare Sichtachsen markieren und als Landmarken dienen. Genau aus diesem Grund soll bereits Napoleon Bonaparte (1769 – 1821) Pyramidenpappeln als Straßenbaum im Rheinland gefördert haben. Allerdings sind sie gerade für diesen Zweck nicht unumstritten, da ihre kräftigen und weit ausladenden flachen Wurzeln die Versiegelung von Gehwegen, Radwegen und Straßen und auch Leitungen wie z. B. Wasserrohre erheblich beschädigen können.

 

Verwechslungsgefahr: Durch ihren auffälligen und markanten Wuchs sind Pyramidenpappeln bei uns unverwechselbar. Einen so ausgeprägten Säulenwuchs zeigt nur noch die schlanke Wuchsform der Mittelmeerzypresse Cupressus sempervirens var. stricta. Diese findet man aber im Mittelmeerraum und kaum in der Lausitz, weil sie nur bedingt frosthart ist. Außerdem ist sie immergrün, und ihre Zweige mit den winzigen schuppenartigen Blättern ähneln denen des Lebensbaums.

Wer den Senftenberger Schlosspark von Süden (Stadthafen) her besucht, wird zu jeder Jahreszeit von 5 stattlichen Pyramidenpappeln begrüßt, die den Blick auf den Großen Schlossteich lenken. Die Aufnahmen erfolgten am 07.02.2021, 10.03.2021 und 23.06.2021 (obere Reihe von links nach rechts) sowie am 04.08.2021, 10.11.2019 und 23.12.2020 (untere Reihe von links nach rechts; alle 6 Fotos: Uwe Kunick).