Der Weißstorch (Ciconia ciconia) im Altkreis Senftenberg

Über sein Vorkommen in der Vergangenheit wird in zwei Publikationen, Anfang der 90er Jahre "Der Weißstorch im Kreis Senftenberg" von Heinz Menzel und 2005 "Der Weißstorch im Altkreis Senftenberg" Teil 2 von Werner Blaschke und Rudolf Kupfer, berichtet. Seit 1956 bis in die Gegenwart, also über 50 Jahre, werden kontinuierlich, jedes Jahr, alle Bruten erfasst. Damit ist Adebar mit Sicherheit die am besten untersuchte Tierart unserer engeren Heimat.
Eng an menschliche Siedlungen gebunden benötigt der Weißstorch für den Nestbau unsere Unterstützung durch die Bereitstellung von Nestunterlagen auf den Dächern und wie in letzter Zeit immer häufiger, durch das Aufstellen von Nestmasten für eine sichere Brut. 16 Brutpaare hatten 2013 ihre meist angestammten Nester besetzt und das Gelege bebrütet. Dabei ist die Anzahl besetzter Horste nicht von der Zahl der reichlich vorhandenen Nestunterlagen abhängig, sondern von der Nahrungsgrundlage. Diese hatte sich in den letzten Jahren, u.a. durch die Umwandlung von Grünland zu Äckern und großflächigen Maismonokulturen verschlechtert. Deshalb ist ein Brutpaar pro Ort für unsere Gegend die Regel. Nur in Lauchhammer-West sind regelmäßig zwei Brutpaare anzutreffen. Ausreichend Futtertiere und keine zu kalte und nasse Witterung während der Aufzucht der zwei bis drei Nestlinge je Brutpaar, sichern den Erhalt der Population. Diese Voraussetzungen fehlten im Jahr 2013 und führten zu einem Katastrophenjahr mit zwei nasskalten Wetterperioden und dadurch nur vier ausgeflogenen Jungstörchen im Kreisgebiet, wie es seit Beginn der Aufzeichnungen auch ansatzweise nicht bekannt ist. Der Durchschnitt der letzten 10 Jahre liegt bei 29,3 Jungstörchen, die ausflogen und den Weg in ihr Winterquartier nach Afrika antraten. Diesen Weg können wir durch beringte Nestjunge belegen. Sie ziehen als sogenannte Ostzieher nach Polen, Ungarn und Bulgarien bis in die Türkei, überqueren hier den Bosporus, um dann über Israel und Ägypten weiter z.B. nach Kenia und Simbabwe zu wandern. Auf diesem bis zu 10.000 km langem Weg sind sie vielen Gefahren ausgesetzt, was die gemeldeten Todfunde beringter Jungstörche beweisen. Die häufigsten Todesursachen im Kreis sind Verluste durch Kollisionen an Masten und mit Leitungen der Stromversorger. Um diese so gering wie möglich zu halten, unterstützen uns die Energiebetriebe u.a. mit Schutzmaßnahmen an ihren Masten.
Natürliche Feinde hat der Weißstorch nicht. Fast regelmäßig kommt es aber zu unvermeidlichen Verlusten an Eiern und in den ersten Wochen nach dem Schlupf an Jungen durch Horstkämpfe mit Fremdstörchen ohne Brutbindung.

Die langjährigen Aufzeichnungen und Beobachtungen der Storchenfreunde ermöglichen viele interessante Einblicke in das Leben von Adebar. So zeigt sich, dass die Elsterniederung noch am ehesten den Ansprüchen des Weißstorches genügt. Die trockene Bergbaufolgelandschaft im Norden des Kreises bleibt unbesetzt. Erst Wormlage, Freienhufen und Saalhausen, mit der nördlich angrenzenden feuchteren Landschaft, ermöglichen unserem allseits beliebten Storch wieder Brutchancen.
Das große Interesse der Bevölkerung zeigt sich u.a. an vielen Zeitungsartikeln über aktuelle Ereignisse aber auch durch geäußerte Sorgen und Hilfsangebote, welche an die Verantwortlichen herangetragen werden aber nicht immer realisierbar sind.
Die Erfassung und Betreuung der Weißstorchbestände ist in Deutschland zentral organisiert. So gibt es für jeden Kreis einen ehrenamtlichen Weißstorchbetreuer, der die Ergebnisse mit Hilfe der örtlichen "Storcheneltern" erfasst und an die Naturschutzbehörden weiterleitet.

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